Flexibles Arbeiten – ein Appell

Warum wir in die andere Richtung schauen müssen.

Hier sind wir also mit dem inzwischen neunten Teil zum Thema Homeoffice und Remote Work. Und damit nähern wir uns auch schon dem Ende. Nach Ausgabe Nr. 9 machen wir nämlich Schluss. "Waaas, Schluss mit Conora*?"

Nein, leider nicht. Aber dann haben wir die wichtigsten Tipps einmal durch. Danach sind wir natürlich immer noch für Brieffreundschaften zu haben, aber diese Serie geht zu Ende. Heute geht es um "flexible Arbeitszeiten" – und darum, dass dieser Begriff eigentlich ziemlicher Quatsch ist.

Was zum Geier ist an Zeit bitte flexibel?

Der Begriff flexible Arbeitszeiten rangiert – da nehmen wir uns gar nicht raus – im Arbeitgeber-Bullshit-Bingo ganz weit oben, also irgendwo zwischen flache Hierarchien und agile Prozesse. Irgendwann, ich schätze mal vor rund zehn Jahren, fingen Unternehmen an, junge Leute mit "flexiblen" Arbeitszeiten zu locken. Klingt ja auch irgendwie super und vermittelt einen Eindruck von "Klar kannst du bei uns arbeiten und trotzdem ausschlafen!"

In der Praxis heißt das aber meistens nur "Du kannst eine Stunde später kommen, wenn du dafür eine Stunde länger bleibst." Im Grunde genommen steckt die Krux schon im Begriff selbst – schließlich ist Zeit nicht flexibel. Relativ vielleicht, aber sicher nicht flexibel.

Irgendwo im Universum ist Zeit vielleicht flexibel. In der Arbeitswelt sicher nicht.

Das, was wir eigentlich wollen, wenn wir von flexiblen Arbeitszeiten sprechen, ist echtes flexibles Arbeiten. Will heißen: Das Wann und das Wo der Arbeit sind nicht entscheidend, sondern das Was – das Ergebnis.

Wie wichtig aber auch fordernd flexibles, zeitunabhängiges Arbeiten in der Praxis ist, merken wir alle in den letzten Wochen mehr denn je. Dabei ist das zentrale Thema für arbeitende Eltern nicht das Homeoffice selbst, sondern die Betreuungssituation. Also die Frage, wie man es schafft, zwischen Kind, Kegel, Aufsicht und Homeschooling seinen normalen Job auf die Reihe zu bekommen. Denn wenn das Kleinkind Hunger hat und der große Bruder mit der kniffligen Matheaufgabe nicht weiterkommt, nützt auch der aufgeräumteste Schreibtisch nichts. In dieser Hinsicht haben auch wir als Agentur oder konkret ich als Leiter eines Teams in den letzten Wochen viel dazugelernt.

Flexibel müssen wir alle sein, oder?

Ich habe gelernt, dass flexibel – wie es eigentlich schon das Wort selbst sagt – in mehrere Richtungen geht. Es wird so gerne von der Flexibilität der Unternehmen gesprochen, dabei geht es mindestens genauso sehr um die Flexibilität der Mitarbeiter:innen.

Und hier zolle ich unseren Kolleg:innen, die aktuell neben ihrem Job auch noch ihre Kinder betreuen, größten Respekt. Respekt für ihre Flexibilität.

Damit wir als Agentur weitestgehend normal arbeiten können, definieren die Kolleg:innen neu, was flexibles Arbeiten wirklich bedeutet. Wir haben Mitglieder:innen im Team, die ihre Tage auf Häppchen à zwei Stunden verteilen, um dazwischen die Familie zu organisieren. Das heißt, die erste E-Mail morgens um sechs und die letzte Slack-Nachricht abends um zehn. Oder die Stunden werden anstelle von festen Arbeitstagen auf Vormittage und Wochenenden verteilt. Nicht nur bei uns, sondern bei vielen Unternehmen.

An dieser Stelle also ein ganz großes und ganz persönliches HUT AB für all jene, die gerade wirklich flexibel arbeiten und alles Mögliche tun, damit der Laden weiterläuft.

Wenn wir von flexibler Arbeit sprechen, sollten wir Teamleiter:innen und Unternehmer:innen also mal kurz die Luft anhalten und nicht so tun, als würden wir Preise dafür verdienen, dass wir flexibles Arbeiten ermöglichen. Die Preise verdienen aktuell die, die so flexibel arbeiten, wie sie es jetzt tun.

Und was heißt das jetzt?

Das heißt, dass wir besonders in diesen Zeiten Arbeit neu und anders denken müssen. Weg vom Modell Kernarbeitszeiten. Weg vom Modell der festen Struktur. Zumindest gilt das für uns digitale Arbeiter:innen, die nicht darauf angewiesen sind, den Kolleg:innen ständig face-to-face gegenüberzusitzen (auch wenn wir das natürlich sehr gerne tun).

Am Ende spielt es keine Rolle, wann jemand seinen Tag beginnt oder wann der Tag endet. Mit ausreichender Planung kann sich jedes Mitglied eines Teams seine Woche weitestgehend frei einteilen. Wozu brauchen wir da feste Arbeitszeiten? Entscheidend sind vielmehr eine gute Organisation und verbindliche Absprachen, damit jede:r im Team bei Arbeitsbeginn weiß, was zu tun ist und damit niemand blockiert ist, weil die Kollegin, die als einzige eine wichtige Frage beantworten kann, erst am Mittwoch wieder arbeitet. Klingt verrückt, ist aber so: Flexibilität erfordert Planung und Struktur. Wie so etwas aussehen kann, hatten wir in Ausgabe Nr. 3 am Beispiel des Tools Trello beschrieben.

Klare Strukturen sind aber auch noch aus einem anderen Grund wichtig: Wer immer und überall flexibel arbeiten kann, fühlt sich schnell unter Druck, das auch zu tun. Flexibles Arbeiten, jedenfalls so wie wir es meinen, bedeutet aber gerade nicht, 24/7 erreichbar und damit immer unter Strom zu sein. Vielmehr geht es darum, sich während der Arbeitszeit voll auf den Job konzentrieren zu können, um im Gegenzug davor bzw. danach den Kopf frei zu haben für die Dinge, die sonst noch wichtig sind.

Erst, wenn wir das möglich gemacht haben, können wir wirklich von flexiblem Arbeiten sprechen. Flexibel für beide Seiten. Weil es sich für alle besser anfühlt, wenn Job und Privatleben zusammenpassen. Und weil das konkret für jeden etwas anderes bedeutet. An dieser Stelle daher der Apell an alle, die das Privileg des digitalen Arbeitens haben: flexibel bleiben und möglich machen!

Bevor wir zum Ende kommen …

Eine Sache fehlt noch, oder? Stimmt. Den aufmerksamen Leser:innen der ersten Stunde ist es sicher schon aufgefallen. Alle E-Mails dieser Serie haben etwas gemeinsam. Etwas, das heute noch fehlt. Na, was könnte das sein?
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Eine Idee?
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Jetzt?
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Genau, weiter scrollen …
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Ja, fast!
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scroll, scroll, scroll …
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Jetzt eine Idee?
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Ja, richtige Spur!
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GENAU!

Ein lustiges GIF, das zum Thema passt – oder eben auch nicht. Zweimal unnötig, zweimal Office-Humor:

(bei "CoNORA" – nicht Corona – handelt es sich übrigens nicht um einen Tippfehler, sondern eine kleine geheime Hommage an ein Interview zum aktuellen Thema: youtube.com/watch?v=6A3uGxtx-YQ)

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