Shopping im Facebook-Imperium

Clara Draskoczy · Juli 2020 in Digitale Welt

Der heiße Scheiß von damals

Dieser Artikel gehört zu unserem Frühwerk, das bedeutet: Damals waren die beschriebenen Sachverhalte aktuell, jetzt haben sie wahrscheinlich schon etwas Staub angesetzt.

Wenn der Antiquitätenhändler aus dem Musterweg 16 (also dort, wo die Welt mit Brettern vernagelt ist) plötzlich zu expandieren beginnt und seine Möbel ins Ausland versendet, dann ist klar: Zuckerberg hat gezaubert. Dann ist auch klar: Potentielle Kund:innen sind nicht mehr nur die Bewohner:innen des Musterwegs oder die, die sich dorthin verirren. Aus Pampa wird Planet, aus Bewohner:innen alle Benutzer:innen Facebooks. Das sind immerhin 2,5 Milliarden Menschen. Puh.

Facebooks Einkaufswagen

Shops gibt es bei Facebook schon seit geraumer Zeit. Bisher haben diese sich in Deutschland kaum durchgesetzt. Doch im Mai 2020, inmitten der Krise, hat Facebook-Chef Mark Zuckerberg höchstpersönlich entscheidende Neuerungen angekündigt. Und wettet dabei auf Wachstum. Corona hat das Rollout der neuen Facebook Shops beachtlich beschleunigt – so wie eine grüne Welle den Verkehrsfluss. Denn gerade kleine Unternehmen haben es, so Zuckerberg, derzeit schwer. Sehr schwer, vielen droht die Schließung. Sie setzen jetzt verstärkt auf Onlinehandel und digitale Vertriebswege.

Ein Facebook Shop ist wie eine eigene Microsite aufgebaut und kann personalisiert werden. Er ermöglicht es einem Unternehmen, Produkte innerhalb der eigenen Unternehmensseite zu präsentieren und zu verkaufen.

Durch Facebook Shops haben Großkonzerne und lokale Einzelhändler:innen somit Zugang zum Ozean an Daten und Facebook-Nutzer:innen. Die Zielgerade Facebooks zeigt schon seit langer Zeit in Richtung Shop-Funktion. Früher waren es von Nutzer:innen aufgenommene verwackelte Bilder und ein „zu verkaufen“-Hinweis, die dieses Potential vermuten ließen.

Neue Features von Facebook Shops

Jedes Groß-, Mittel-, Klein- und Kleinstunternehmen kann seinen eigenen Facebook Shop einrichten. Kund:innen finden ihn auf der Facebook-Unternehmensseite oder durch Klick auf eine Werbeanzeige. Die ganze Customer Journey findet auf Social Media statt: Kund:innen kaufen Produkte, ohne Facebook bzw. Instagram zu verlassen.

Besonders die Tatsache, dass der Checkout-Prozess innerhalb der Plattform stattfindet, ist eine massive Veränderung. Während Facebook zuvor meist als Kanal für das Generieren von Traffic auf externe Webshops genutzt wurde, kann der Shop als solcher nun entfallen. Denn auch das Payment wird nun über Facebook abgewickelt.

Unternehmen können die Darstellung ihres Katalogs optisch aufpeppen, indem sie Headerbilder, Texte und Farben gemäß ihres Corporate Designs auswählen und anpassen. Solche Anpassungen gab es bislang nicht. In Zukunft soll es außerdem möglich sein, Shops kundenspezifisch zu personalisieren. Dann werden Nutzer:innen, die ein besonders ausgeprägtes Faible für, sagen wir, Einhornschokolade haben, eben genau Produkte dieser Art angezeigt.

All das ist für Shopbetreiber:innen kostenlos, ein großer Vorteil Facebooks gegenüber Amazon. Lediglich bei der integrierten Bezahlfunktion fallen Gebühren an. Und bei Werbeanzeigen – versteht sich. Bezahlt wird künftig mit Facebook Pay. Facebook Pay ist eine einheitliche Bezahlmethode, die für sämtliche Dienste des Facebook-Imperiums zur Verfügung steht – also auch für WhatsApp und Instagram. Um die Bezahlfunktion zu verwenden, verbinden Nutzer:innen ihr Facebook-Konto mit Paypal oder hinterlegen eine Kreditkarte. Facebook wickelt die Zahlung dann entsprechend ab. Allerdings ist Facebook Pay derzeit in Deutschland noch nicht verfügbar. Wann es so weit sein wird, ist noch nicht bekannt.

Mobile-First-Vorteil

Der Vorteil? Mobile First, was im Vergleich zu „America First“ ein wirklich sinnvoller Gedanke ist. Das bedeutet beim Kauf via Smartphone erstens so gut wie keine Ladezeiten und zweitens eine direkte, umkomplizierte Kaufabwicklung. Außerdem werden Daten über das Such- und Kaufverhalten von Kund:innen gesammelt. Diese Daten liefern wertvolle Antworten auf Fragen wie: Mit was interagieren Kund:innen? Welche Produkte werden am meisten gekauft?

Als helfende Hände dienen WhatsApp, Facebook Messenger und Instagram Direct: Über die Plattformen nehmen Kund:innen mit Unternehmen Kontakt auf, stellen Fragen, verfolgen ihre Bestellungen nach oder beschweren sich. In Zukunft soll es zudem möglich sein, direkt in einer Unterhaltung einen Shop anzusehen und Produkte zu bestellen.

Mehr von Captain Zuckerberg

Facebook und Instagram Livestreams sind den meisten Nutzer:innen bereits bekannt. Neu ist, dass beworbene Produkte im Livestream erscheinen. Nutzer:innen klicken auf das verlinkte Produkt, um es zu kaufen – ohne den Livestream zu verlassen. Sozusagen ein All-in-one-Paket für Influencer:innen. Außerdem soll es in 2021 einen neuen Tab in der Navigationsleiste von Instagram geben, der dem Shoppen auf Instagram gewidmet ist. Das Feature Instagram Shops wird es Nutzer:innen ermöglichen, nach Marken und Kategorien zu filtern. Ebenso sind Augmented Reality-Erlebnisse, bei denen Nutzer:innen mit Marken oder Produkten interagieren, auf dem Vormarsch. Toi, toi, treu: Zu guter Letzt arbeitet Facebook daran, Treueprogramme von Unternehmen mit dem Facebook-Konto zu verbinden.

Durch Facebook Shops ist eine nahtlose Brücke zwischen E-Commerce und Social Media gebaut worden. Die strategische Herausforderung für Händler:innen wird es zukünftig sein, darauf zu balancieren. Denn: Die Conversion-Rate eines Facebook Shops ist vielversprechend. Aber: Nutzer:innen auf den Facebook Shop anstelle auf die eigene Website zu leiten bedeutet, zutiefst abhängig vom Zauber Zuckerbergs zu sein.

Ob das Facebook-Imperium seinem Rivalen und großen Gewinner:innen der Krise Amazon den Wind aus den Segeln nehmen wird, bleibt vorerst offen. Beide sitzen vielleicht im selben Boot, doch das Captain Zuckerbergs segelt auf dem so existentiellen Ozean seiner Nutzer:innen.

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